Saarlouis

Niederlassungsinfo

Die Geschichte des Canisianums

von Hans Jörg Schu


 
An der Stelle des  heutigen „Canisianums“ stand in den ersten Jahren nach der Stadtgründung [Anmerkung der Redaktion: Durch König Ludwig XIV.] bereits eine wesentlich größere Vorgängerkirche. Mit Billigung Ludwigs XIV. war ein Teil der  Augustinerchorherren 1691 aus dem benachbarten Wallerfangen nach Saarlouis gekommen und hatte sich hier  niedergelassen. 1705 wurde die Niederlassung vom König ausdrücklich bestätigt. Er schrieb: Wir erinnern uns, dass im Jahre 1691 der Augustinerkonvent Wallerfangen aufgrund Unserer Erlaubnis und gemäß Unserer Anordnungen geteilt und ein Teil der Mönche dazu ausersehen wurde, sich in Saarlouis niederzulassen, um daselbst eine Kirche nebst Konvent zu errichten und die Jugend zu unterweisen.  Der Bau des Konventsgebäudes und der Augustinerkirche nahm mehrere Jahre in Anspruch und wurde erst nach 1695 vollendet. Zur Finanzierung hatte die große Spendenbereitschaft der Saarlouiser Katholiken beigetragen. Die Kirche wurde dem Hl. Nikolaus von Tolentin geweiht.
Aufgrund der hohen Schülerzahlen bauten die Augustiner 1707 einen Flügel des Klosters zum Kolleg aus, an dem sie fortan bis zu 100 Schüler unterrichteten. 1751 wurden die Mönche, die der deutschen Ordensprovinz Köln angehörten, aus politischen Gründen durch französische Patres ersetzt, die sich stärker der französischen Kultur und Sprache verpflichtet fühlten.
Zwei Absolventen machten später Karriere: der Napoleonische Marschall Michel Ney und Michel Reneauld, ehemaliger Revolutionsgeneral, letzter französischer maire und erster preußischer Bürgermeister der Stadt.
In den Jahren der Französischen Revolution war auch der Augustinerkonvent von der Verstaatlichung der Ordens- und Kirchengüter betroffen. Die Mönche konnten jedoch noch einige Zeit im Kloster verbleiben. Das Refektorium mussten sie allerdings dem Saarlouiser Jakobinerclub überlassen. Ende November 1790 wurde die Lehranstalt geschlossen. Im März 1792 mussten die Mönche schließlich das Klostergebäude verlassen. In den Schreckensmonaten des Jahres 1794 (terreur) diente das Gebäude als Gefängnis, da die regulären Gefängnisräume nicht mehr ausreichten, die vielen Gefangenen aufzunehmen.
Die Augustinerkirche wurde im Jahre 1806 abgebrochen; die Baumaterialien wurden für profane Zwecke verwendet.
In den Jahren 1840/1841 errichtete die Stadt an der Stelle des früheren Konventgebäudes ein neues Hospital. Über dem Eingang erinnert die Inschrift „Hospitienhaus, erbauet im Jahre 1840“ noch an die frühere Zweckbestimmung. Die Pläne entwarf der in der Rheinprovinz tätige Architekt Johann Claudius von Lassaulx (1781-1848).
Die Krankenpflege übernahmen die Borromäerinnen, die sich bereits seit 1810 in Saarlouis der Krankenpflege widmeten. 1841 wurden sie feierlich in das neue Hospitienhaus eingeführt. Ein Jahr später erfolgte die Einsegnung der kleinen Krankenhauskapelle. Sie wurde  in den Jahren 1900/1901 durch den Anbau einer neoromanischen Krankenhauskapelle ersetzt. Die Pläne stammten von dem rheinischen Architekten und Trierer Dombaumeister Wilhelm Schmitz. Das Bauwerk ist weitgehend im Originalzustand erhalten und gilt als ein interessantes Beispiel für die Baukunst des Späthistorismus. Sie gilt zu Recht als ein architektonisches Kleinod. Bei der Generalsanierung der Jahre 1979/1980 wurden kostbare Wandmalereien freigelegt und mustergültig restauriert. Die Krankenhauskapelle wurde seinerzeit auch für die Schulgottesdienste des nahe gelegenen Knabengymnasiums genutzt.
Nach der Verlegung des städtischen Hospitals in die Kaibelkaserne verkaufte die Stadt das gesamte Anwesen an die Niederdeutsche Ordensprovinz der Gesellschaft Jesu. Ostern 1929 übernahmen die Jesuitenpatres Haus und Kapelle. Nach dem Gegenreformator Petrus Canisius hieß der gesamte Komplex fortan „Canisianum“. 
Als die Jesuiten im Sommer 2007 Saarlouis verließen, fiel das Eigentum auf Grund eines Rückübereigungsvertrages zwischen Stadt, Ordensprovinz und Bistum an die Stadt zurück.
Die Patres wurden im Canisianum mit einer feierlichen Messe verabschiedet. Eine fast achtzigjährige Tradition ging zu Ende.
Die Kapelle wurde säkularisiert. (...)  In der Folge veräußerte die Stadt die Kapelle an ein Architekturbüro. Nun hat die Priesterbruderschaft St. Petrus die Kapelle erworben.
 
 
 

Die heilige Messe – unser göttlicher Schatz

Predigt S.E. Bischof Athanasius Schneider vom 9. Juni 2013,
erster Jahrestag des Bestehens der Niederlassung Saarlouis:

Das heiligste, größte, wunderbarste und göttlichste Werk der ganzen Schöpfung ist das heilige Messopfer. Die heilige Messe ist ihrem Wesen nach dasselbe wie das heilige Opfer von Golgotha. Jedes Mal, wenn wir daran teilnehmen, nehmen wir geistigerweise, aber wirklich zugleich am Opfer auf Golgotha und an der Anbetung Christi durch den Himmel teil. Wenn wir eine Kirche betreten, um an der heiligen Messe teilzunehmen, stehen wir auf Golgotha und auch in Gegenwart des geöffneten Himmels. Daher ist die heilige Messe der größte Schatz der Kirche und jedes Katholiken. Für ihren größten Schatz opfern die Menschen alles, was sie besitzen, ja sogar alles, was sie sind, um diesen Schatz zu verteidigen und an ihm teilzuhaben.

Der selige Kardinal John Henry Newman schrieb: „Für mich ist nichts so trostreich, so durchdringend, so erregend, so überwältigend wie die Messe, die bei uns gefeiert wird. Ich könnte immer an der Messe teilnehmen, ohne zu ermüden. Das ist nicht ein rein formaler Ablauf von Worten – es ist eine große Handlung, die größte Handlung, die es auf Erden geben kann. Es ist nicht nur eine Anrufung, sondern, wenn ich so sagen darf, das Herbeirufen des Ewigen. Vor dem, was hier auf dem Altar in Fleisch und Blut gegenwärtig wird, verneigen sich die Engel, und es lässt die Teufel erzittern. Dies ist das erschütternde Ereignis, welches das Ziel und die Ausdeutung eines jeden Teils der Messfeier bildet. … Bei dieser Feier sind kleine Kinder zugegen und alte Männer, arme Arbeiter und Seminaristen, Priester, die sich auf die Messe vorbereiten, Priester, die ihre Danksagung halten, unschuldige Mädchen sind hier und reumütige Sünder. Aber aus diesen so unterschiedlichen Geistern erhebt sich ein einziger eucharistischer Lobgesang, und die erhabene Handlung ist ihr Maß und Ziel.“ (John Henry Cardinal Newman, Loss and Gain. The story of a convert, London 1906, S. 327-329, Worte von Mr. Willis in Kardinal Newmans erstem Roman).

Eines der bewegendsten und ruhmreichsten Beispiele der Ehrfurcht vor der Eucharistie sind die sogenannten „verborgenen Heiligen der Messe“ aus der Zeit der Verfolgung der irischen Katholiken, wie es Pater Augustin OFMCap beschrieb: „Nach einer Rundreise durch Irland veröffentlichte der berühmte Graf Montalembert 1829 in Paris einige sehr interessante Briefe, in denen er beschrieb, was er in diesem Land gesehen und empfunden hatte. ‚Ich werde nie die erste Messe vergessen’, sagt er, ‚an der ich in einer Kapelle auf dem Land teilnahm. Ich ritt bis zum Fuß eines Hügels, dessen unterer Teil dicht mit Eichen und Tannen bewachsen war, und stieg vom Pferd, um den Hügel zu ersteigen. Ich hatte gerade einige Schritte des Weges zurückgelegt, als meine Aufmerksamkeit von der Gestalt eines Mannes angezogen wurde, der unter den Tannen kniete. Nach und nach wurden auch andere Personen in der gleichen Haltung sichtbar. Und je höher ich stieg, desto größer wurde die Zahl dieser knienden Bauern. Schließlich, als ich die Spitze des Hügels erreicht hatte, erblickte ich ein kreuzförmiges Gebäude, mehr schlecht als recht aus Steinen errichtet, ohne Mörtel, mit Stroh gedeckt. Darum herum kniete eine Menge robuster, kräftiger Männer, alle barhäuptig, obwohl es in Strömen regnete und der Boden unter ihnen völlig aufgeweicht und sumpfig war. Überall herrschte tiefe Stille. Es war die katholische Kapelle von Blarney (in Waterloo), und der Priester las gerade die Messe. Ich erreichte die Tür im Augenblick der Erhebung der Hostie, und da lag diese fromme Versammlung mit dem Gesicht zur Erde auf dem Boden ausgestreckt. Ich versuchte, unter das Dach der von Anbetern völlig überfüllten Kapelle zu gelangen. Es gab keine Sitze, keinen Schmuck, der Boden war nicht einmal gepflastert, sondern aus Erde, feucht und steinig, das Dach war verfallen, und statt Wachskerzen brannten Talglichter auf dem Altar. Als das Heilige Opfer beendet war, stieg der Priester auf sein Pferd und ritt davon. Dann erhoben sich die Gottesdienstbesucher von den Knien und gingen langsam heimwärts. Viele verharrten noch längere Zeit im Gebet, im Morast kniend, in diesem stillen Raum, den die armen, gläubigen Menschen in der Zeit vergangener Verfolgung gewählt hatten.’“ (Father Augustin OFMCap, Ireland’s Loyalty to the Mass, Edinburgh 1933, SS. 194-197).

Die höchste Wirklichkeit der heiligen Messe ist Christus selbst, wahrhaft gegenwärtig in seinem geopferten und verherrlichten Leib in der kleinen konsekrierten Hostie. Jeder Gläubige muss, wenn er sich dem göttlichen Leib Christi im Augenblick der heiligen Kommunion nähert, Ihm gegenüber nicht nur die innere Reinheit der Seele bezeigen, sondern auch die äußere Anbetung des Leibes und Ihn begrüßen, indem er niederkniet und in einer Haltung der Demut und geistlicher Kindschaft den Mund öffnet und zulässt, dass er gleichsam von Christus „genährt“ wird durch die Hand des Priesters, der in der heiligen Messe in persona Christi handelt. Wahre Größe zeigt sich darin, dass sie sich klein macht, sich niederbeugt. Ein Beispiel solcher Demut gegenüber dem Eucharistischen Herrn in der heiligen Kommunion können wir bei König Heinrich VII. von England sehen, das der heilige Kardinal John Fisher in der Grabrede für den König bezeugte: „Er empfing das Altarssakrament mit so großer Ehrerbietung, dass alle Anwesenden darüber erstaunt waren. Denn sofort bei seinem Eintreten in die Kapelle, in der das Sakrament aufbewahrt wurde, nahm er seine Kopfbedeckung ab, kniete sich hin und kroch andächtig auf den Knien voran, bis er zu dem Platz gelangte, an dem er das Sakrament empfing. Zwei Tage vor seinem Tod war der König so schwach, dass er es nicht noch einmal empfangen konnte. Dennoch wünschte er, die Monstranz zu sehen, in der es aufbewahrt wurde. Sein guter Beichtvater war so gütig und brachte es zu ihm, wie es angemessen war. Der König küsste es mit solcher Ehrerbietung, schlug sich immer wieder an die Brust, mit so lebhaftem, lebendigem Ausdruck, mit einem so sehnsuchtsvollen Herzen machte er dort seine demütige Verneigung und küsste nicht die Stelle selbst, an der sich der heilige Leib unseres Herrn befand, sondern den untersten Teil, den Fuß der Monstranz, so dass alle, die um ihn herum standen, sich kaum der Tränen und des Weinens erwehren konnten“ (M. Macklem, The Life of John Fisher, Ottawa 1968, S. 20-21).

Der heilige Peter Julian Eymard sagte: „Hat Jesus nicht ein Anrecht auf noch größere Verehrung in seinem Sakrament, da er doch darin seine Opfer vervielfacht und sich selbst immer mehr erniedrigt? Ihm gebühren die feierliche Verehrung, die Herrlichkeit, der Reichtum und die Schönheit des Kultes! Gott legte den mosaischen Kult bis ins kleinste Detail fest, obgleich er doch nur ein Symbol war. In den Jahrhunderten des Glaubens war man überzeugt, niemals genug tun zu können, um den Glanz der Eucharistischen Verehrung zu vergrößern. Diese Wunder waren das Werk des Glaubens. Die Anbetung und Verehrung Jesu Christi sind das Maß des Glaubens eines Volkes. Lasst uns darum Jesus in der Eucharistie Ehre zollen. Er ist ihrer würdig, Er hat ein Anrecht darauf.“ (The Real Presence. Eucharistic Meditations, New York 1938, S. 144.147). Weiter sagte derselbe Heilige: “Die Katholiken haben reichlich Grund zu erröten wegen ihres Mangels an Respekt in Gegenwart unseres Herrn. Betritt eine Synagoge; wenn du anfängst zu reden oder dich nicht angemessen verhältst, wirst du aus der Synagoge hinausgewiesen. Bevor du eine Moschee betrittst, wird von dir verlangt, dass du die Schuhe ausziehst. Die Juden und Moslems haben nichts Wirkliches in ihren Gebetshäusern, wir Katholiken dagegen haben alles. Dennoch übertrifft die Ehrfurcht der Juden und der Moslems bei weitem die Ehrfurcht der Katholiken. Warum tun wir unserem Herrn Dinge an, die uns selbst zutiefst beleidigen würden, wenn man sie uns antäte? Warum sind wir weniger empfindsam, wenn es um die Ehre des eucharistischen Herrn geht, als wenn es um unsere eigene kleine Ehre geht? Lasst uns also dem Herrn aus unserem Gefühl der Ehrerbietung einen Akt der Anbetung darbringen, sobald wir in seine Gegenwart kommen. Ja, unsere größten Sünden gegen den Glauben kommen vom Mangel an Ehrfurcht vor Jesus in der Eucharistie.“ (Op. cit., S. 161-162).

Lasst uns den Eucharistischen Herrn mit Liebe empfangen, in der Reinheit des Herzens, lasst uns mit einer Geste der Anbetung niederknien. Lasst uns den Eucharistischen Herrn empfangen mit einer Geste der Demut und des Kleinseins, indem wir unseren Mund öffnen und den Allerheiligsten, den König des Weltalls, in der kleinen heiligen Hostie empfangen. O Herr, wenn wir Dich in der Eucharistie empfangen, dann haben wir alles und es fehlt uns nichts! Amen.