Eine neue Orgel für St. Jobst in Neumarkt
Am 13. Juli dieses Jahres konnte in der Neumarkter St. Jobstkirche am Friedhof eine neue Orgel geweiht werden. Schon seit einiger Zeit waren die Verantwortlichen der Priesterbruderschaft St. Petrus (vertreten durch P. Axel Maußen), die die St. Jobstkirche für ihre Gottesdienste nutzen darf, in enger Abstimmung mit der für die Kirche zuständigen Münsterpfarrei auf der Suche nach einer geeigneten gebrauchten Orgel für die hübsche kleine Kirche gewesen, als man endlich in den Niederlanden fündig wurde. Die Suche gestaltete sich schwierig, da die Bauhöhe des Instruments auf der Empore von St. Jobst 2,50 m nicht überschreiten durfte. Ein Angebot der Orgelbaufirma J. L. van den Heuvel aus Dordrecht, Niederlande, konnte schließlich sowohl optisch und klanglich als auch von der Qualität der technischen Ausführung her überzeugen, so dass nach Besichtigung und Probespiel durch Herrn Regionalkantor Jan Blahuta aus Neumarkt das Instrument mit dem Baujahr 1975 schließlich erworben werden konnte. Finanziert wurde der Ankauf, der Abbau in den Niederlanden, der Transport nach Neumarkt und die Reparatur eines Zungenregisters durch die Priesterbruderschaft St. Petrus, die auf Spenden aus den Reihen ihrer Gottesdienstgemeinde zurückgreifen konnte. Auch die Münsterpfarrei in Neumarkt beteiligte sich dank des Einsatzes von Münsterpfarrer Domkapitular Norbert Winner durch Übernahme der Kosten für den Aufbau und die technische und klangliche Einrichtung in St. Jobst am finanziellen Gesamtaufwand des Orgelprojekts.
Der Aufbau des Instruments mit der abschließenden Stimmung wurde durch den Orgelbauer Vladimír Gazdík aus Gajary (Slowakei) vorgenommen. Die acht klingenden Register des zweimanualigen, rein mechanischen Instruments mit Pedal lassen ein klanglich abwechslungsreiches Orgelspiel mit einer für die geringe Größe erstaunlichen Klangvielfalt zu. Dadurch sind die Möglichkeiten sowohl bei der tragenden Begleitung des Gemeindegesangs, der Begleitung solistischen Darbietungen als auch beim Solospiel an sich im Vergleich zu der alten Orgel jetzt beträchtlich erweitert. Einen Beweis für seine guten klanglichen und technischen Eigenschaften konnte das neue Instrument am Weihetag erbringen. Bereits bei der sonntäglichen hl. Messe, die dem eigentlichen Weiheakt folgte, erklang die Orgel unter den Händen und Füßen von Regionalkantor Jan Blahuta, der mit Werken von L. Lefébure-Wély, J. S. Bach sowie mit eigenen Improvisationen die Orgelsoloteile des Gottesdienstes gestaltete. Zwei geistliche nuancenreiche Belcanto-Arien aus V. Bellinis Werkstatt interpretiert von der Ausnahme-Sopranistin Maria Blahutova, wurden durch die Orgelfarben auch solid untermalt.
Am Nachmittag gab das künstlerische Ehepaar ein Festkonzert und schaffte das Publikum über das Projekt „Neue Orgel für St. Jobst“ restlos zu überzeugen. Die Konzertbesucher durften eine möglichst breit gefächerte Programmpalette genießen. Die Interpreten mussten allerdings bei der anspruchsvollen Literaturauswahl doch eine Schwierigkeit, und zwar eine unberechenbare Diffusität der Flachdecke zwischen zwei Gewölbedecken ins Spiel nehmen. Außer Orgelwerken von J. G. Albrechtsberger (Wiener Spätbarock), W. A. Mozart, J. Haydn (Wiener Klassik), L. Lefébure-Wély (französische Romantik) und einer registerschildernden Orgelimprovisation erklangen auch drei große Sopranarien von C. H. Graun (der galante Stil des deutschen Spätbarock), G. Rossini (Belcanto-Hochblüte) und P. Mascagni (Verismus). Nach einem fordernden Beifall der völlig begeisterten Zuhörer kam noch das Operngebet "Zdrávas Královno" (Salve Regina) von L. Janáček zu hören. So konnte die Orgelweihfeier an diesem Tag zur großen Freude aller Beteiligten mit einem krönenden Höhepunkt zum Ausklang gebracht werden.
Text: Jan Blahuta, Regionalkantor / P. Axel Maußen FSSP