19 Seminaristen empfangen Tonsur
Ähnlich wie die Taufe einen Menschen zum Christen macht und den Zugang zu den übrigen Sakramenten öffnet, galt früher die Tonsur als feierliche Einführung in den geistlichen Stand. Durch sie wurde man Kleriker und sie öffnete den Weg zu den heiligen Weihen. Seit der Neuordnung der Weihestufen durch Papst Paul VI. ist die Tonsur in den Priesterseminaren nicht mehr üblich. Weil sie aber als sichtbares Zeichen des Eintritts in den Dienst Gottes einen bleibenden spirituellen Wert hat, wird diese Tradition in den Priesterseminaren der Petrusbruderschaft bis heute fortgeführt.
Meist im Oktober wird daher an den Seminaristen, die im Sommer ihr Spiritualitätsjahr abgeschlossen haben und nun ihr philosophisches Studium beginnen, die Tonsur und Einkleidung vollzogen. Bereits am Abend zuvor werden die Kandidaten durch einen Vertreter des Generalhauses feierlich in die Petrusbruderschaft aufgenommen.
In diesem Jahr fand die Zeremonie am Samstag, den 19. Oktober, im Lindauer Marienmünster statt: Wie in den vergangenen Jahren war es der emeritierte Erzbischof von Vaduz, Wolfgang Haas, der den 19 Kandidaten, darunter fünf aus der deutschsprachigen Studiensektion, zeichenhaft einige Haare abschnitt, um damit ihren Verzicht auf die Welt zum Ausdruck zu bringen. Anschließend bekleideten sich die Tonsurierten erstmals mit dem geistlichen Gewand: Das Schwarz der Soutane symbolisiert die Vereinigung mit dem gekreuzigten Christus, das Weiß des Chorrocks steht für die Verpflichtung zur Heiligkeit und Vollkommenheit.
Seine Predigt, die der Tonsur vorausging, stellte der Bischof unter das Herrenwort aus dem Tagesevangelium: "Fürchte dich nicht, du kleine Herde!" Er fügte jedoch mit Blick auf die Petrusbruderschaft hinzu, dass diese Herde nicht mehr ganz so klein sei. Die Bruderschaft sei wunderbar gewachsen, so Haas, sie sei heute in vielen Ländern und auf manchen Kontinenten vertreten. Auch die anwesenden Kandidaten seien Ausdruck dieses Wachstums. Haas wörtlich: "Ihr seid eine ganz wichtige und bedeutsame Herde in unserer heiligen Kirche. Ihr gewährleistet zusammen mit denen, die zu euch gehören, den heiligen, katholischen Glauben und ihr gewährleistet, dass diese altehrwürdige Form der Liturgie, die euch einmal als Priester anvertraut wird, nie verloren gehen wird."
Fotos: © Priesterbruderschaft St. Petrus