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Dienstbereit? Bescheiden? „Adsum!“

Zwischen der Berufung zum Priester und der Priesterweihe liegen 7 Weihestufen.
Die Mütter der Seminaristen begleiten sie auf ihre Art.
Am 18. Februar 2017 spendete Weihbischof Athanasius Schneider
die Niederen Weihen und die Subdiakonatsweihe.

von Monika Berger

Die Sonnenstrahlen glitzern auf den mit Raureif bedeckten Wiesen, es duftet nach Frühling. Seit gestern ist es wärmer geworden. Auch im kleinen Gestratz. Dort warten festlich gekleidete Mütter und elegante Väter in der Kirche St. Gallus und blicken nach ihren Söhnen. Schon ziehen diese mit ihren Mitbrüdern zu feierlichem Orgelspiel ein, dann die Priester mit dem Generaloberen John Berg. Zu zweit machen sie eine Kniebeuge und verbeugen sich voreinander, bevor sie die Bänke betreten.

„Salve, sancte parens!“ singt die Schola des Priesterseminars und begrüßt die heilige Gottesmutter im Introitus der Marienmesse. Weihrauchduft verströmt in den Kirchenraum. Die Heilige Messe hat begonnen. Weihbischof Athanasius Schneider nimmt nach dem Kyrie Platz zwischen Diakon, Subdiakon und Regens, alle vier in einem prächtigen azurblauen Ornat, das mit goldenem Blattmuster verziert ist.

„Das Priesteramt ist kein Beruf, sondern eine Seinsweise,
es ist Dienen in jedem Bereich, in den Sie gestellt sind.
Kein Dienst ist zu gering für die Kirche, das Haus Gottes, die Pforte des Himmels!“

Auf Deutsch und Französisch predigt Weihbischof Schneider. Den Dienst des Akolythen haben viele Seminaristen schon als Ministranten ausgeübt, jetzt werden sie dazu geweiht: Die Größe des Kleinen werde hier sichtbar. „Zu zeigen, dass das Böse, der Satan, existiert und bekämpft werden muss, werden Sie zum Exorzisten geweiht.“ Jede einzelne Weihe erklärt Bischof Schneider kurz mit eigenen Worten. Freudig funkeln seine Augen, als er die Kandidaten ermutigt, Diener zu sein und zu bleiben. 

„Adsum!“,

bestätigt jeder Kandidat mit fester Stimme seine Bereitschaft, zu dienen, als der Regens ihn beim Namen ruft. Die ersten drei Seminaristen treten vor, brennende Kerzen in den Händen. Sie knien vor dem Bischof. Die Weihe zum Türhüter, zum Ostiarier beginnt. Der Bischof überreicht jedem Kandidaten die Kirchenschlüssel, die dieser mit der rechten Hand berührt. Mit einer Verbeugung lädt der Zeremoniar sie zum Kirchentor. Jeder Seminarist sperrt es zu und wieder auf. Hell ertönt das Glöckchen am Eingang, als einer nach dem anderen daran zieht.

„… dass ihr, gleichwie ihr mit metallenen Schlüsseln die sichtbare Kirche öffnet und schließet,
so auch Gottes unsichtbares Haus, nämlich die Herzen der Gläubigen,
durch euer Wort und Beispiel dem Teufel verschließet und Gott öffnet …“
(aus dem Weiheritus)

Als die Seminaristen wieder beim Bischof eintreffen, erfolgt ihre Weihe zum Lektor. Die Weihe des Lektors wird erteilt durch Übergabe des Buches der Lesungen (gewöhnlich ein Band der Hl. Schrift oder Messbuch bzw. Brevier). Das Amt des Lektors war es, vornehmlich früher, beim Gottesdienst die verschiedenen Lesungen aus der Hl. Schrift zu besorgen, wie es z.B. heute beim Hochamt von Diakon und Subdiakon übernommen wird. Auch die Segnung von Brot und Früchten wird in den einleitenden Unterweisungen als Aufgabe der Lektoren genannt.

„Meine Mutter gesteht oft, wie verwundert sie über meinen Weg zum Priestertum ist.
Sie möchte aber, dass ich bis zum Ziel weitergehe.“

Im Elternhaus des Seminaristen Roger aus dem vierten Jahr spielte Religion keine besondere Rolle. Erst mit 18 Jahren fand er „einen guten Boden für meinen Glauben“, wie er es nennt, in einer katholischen Jugendgruppe.  Aufmerksam hören seine Eltern zu, wenn er von der geistlichen, intellektuellen und menschlichen Ausbildung im Seminar erzählt. „Du hast schon immer Interesse an deiner Umwelt gezeigt, und besitzt eine freundliche Persönlichkeit. Das ist eine gute Ausgangsbasis!“, stellen sie fest.

Sein Rauchmantel ist etwas zu lang und streift am Boden, als sich der Regens nun an die 13 Seminaristen des vierten Studienjahres wendet. Der kunstvolle Wachsschutz an ihren brennenden Kerzen hat in der Zwischenzeit schon gute Dienste geleistet und muss wieder nach unten geschoben werden, damit er nicht Feuer fängt. Die Weihe zum Exorzisten geschieht durch die Übergabe des Buches, in dem die betreffenden Beschwörungsformeln gedruckt sind. Nach dem heute geltenden Kirchenrecht dürfen indes nur Priester mit besonderer und ausdrücklicher Genehmigung des Bischofs solche Beschwörungen vornehmen. Bei der Weihe zum Akolythen werden dem Kleriker ein Leuchter mit einer Kerze, die nicht angezündet ist, und ein leeres Messkännchen zur Berührung dargereicht. Im Halbkreis knien die Seminaristen vor Weihbischof Schneider. Sonnenlicht fällt durch die hellen Fenster und zeichnet Strahlenlinien in die Weihrauchschwaden.

„Als ich meiner Mutter von meinem Wunsch erzählte,
Priester zu werden, reagierte sie ganz nüchtern. Sie hatte es erwartet.
Dann jedoch rollten ihr Tränen über die Wangen,
als sie über die Realität meiner Berufung nachdachte.“

Der Seminarist Julian ist auch im vierten Jahr. Seine Mutter hat es kommen sehen: Die Liebe zum Gebet, die der eifrige Ministrant und Wallfahrer hatte, würde größere Dimensionen annehmen. Aber staunen, beten und danken muss sie dennoch. Nämlich bei den Worten Pius X.: „Jede Priesterberufung entspringt dem Herzen Gottes, geht aber durch das Herz einer Mutter.

Die Subdiakonatsweihe. Sieben Seminaristen liegen mit dem Gesicht zum Boden vor dem Altar. Die Allerheiligenlitanei wird gesungen. Der Bischof reicht jedem Kandidaten den leeren Kelch mit Patene und die Kännchen für Wein und Wasser, mit Teller und Tuch zur Berührung. Dann bekleidet er jeden von ihnen betend mit Schultertuch, Manipel und Tunizella. Ein großer Augenblick ist für ihre Angehörigen gekommen: Zum ersten Mal sehen sie ihren Sohn im „Priestergewand“, dürfen den Vorgeschmack der Süßigkeit kosten, einen Priester in ihrer Familie zu haben, die Freude, ein kleines Bisschen mit Gottes Gnade am Köstlichsten mitgewirkt zu haben, das auf der Erde möglich ist. Zuletzt reicht der Bischof allen das Epistelbuch, das die Kandidaten mit der Hand berühren:

„Nehmt hin das Epistelbuch, und habt die Gewalt,
die Epistel in der Kirche vorzulesen, sowohl für die Lebenden wie für die Verstorbenen.
Im Namen des Vaters, und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.“

Erleichtert lehnen sich die Mütter in der Kirchenbank zurück. Die Anspannung und die Rührung haben nachgelassen. Nach der hl. Messe werden sie ihren Sohn am Friedhof treffen. Der Friedhof rund um die Kirche ermutigt zum Nachdenken: Wofür ist es wert, zu leben und zu sterben? Die Antwort gab in seiner Predigt schon Weihbischof Athanasius Schneider:

„Nichts ist süßer, als dem Herrn zu dienen!“