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Eine Basilika für die Bruderschaft

Die Priesterbruderschaft St. Petrus übernimmt
die Betreuung der Basilika „Notre Dame“ in Fribourg

von P. Arnaud Evrat FSSP

Nur einige Kilometer entfernt von der westschweizerischen Stadt Freiburg, in der Zisterzienserabtei Hauterive, fand am 18. Juli 1988 die Gründungsversammlung der Petrusbruderschaft statt. Es sollte noch 15 Jahre dauern, bis die Gemeinschaft in Freiburg mit der Zustimmung des Ortsbischofs schließlich ihr Generalhaus, d.h. ihren zentralen Verwaltungssitz, errichten konnte. Seit diesem Zeitpunkt residieren für gewöhnlich hier der Generalobere und einige seiner engsten Mitarbeiter.

Die zweisprachige Stadt Freiburg im Üechtland ist der Hauptort des gleichnamigen Kantons und wegen seiner standhaften Glaubenstreue in den stürmischen Zeiten der Reformation überregional auch als „kleines Rom“ bekannt. Noch heute beherbergt die Stadt in ihren Mauern 34 weibliche und 19 männliche Ordensgemeinschaften. Das reiche religiöse Erbe dieser Stadt hat sicherlich dazu beigetragen, dass sich hier bereits seit langem Priester und Gläubige für den Erhalt der überlieferten Liturgie eingesetzt haben: Schon vor dem päpstlichen Motu Proprio von 1988 hatte eine Gruppe von Gläubigen vom Bischof die Erlaubnis erwirkt, dass in der Stadt eine Sonntagsmesse im „alten“ Ritus gefeiert werden konnte.

Die hl. Messe wurde zunächst in verschiedenen Kirchen der Stadt gefeiert, bevor sie eine Heimat in der prachtvollen Kirche des Sankt-Michaels-Kollegiums fand, das einst vom „zweiten Apostel Deutschlands“, dem hl. Petrus Canisius gegründet wurde, der hier auch beigesetzt ist. Über die Jahre durfte sich die Gemeinde dort eines stetigen Wachstums erfreuen. Als der Petrusbruderschaft die Seelsorge für diese Gläubigen übertragen wurde, machte sich mehr und mehr die Notwendigkeit eines zentralen Gottesdienstortes bemerkbar, an dem auch unter der Woche die Zelebration der hl. Messe möglich wäre und die eine adäquate seelsorgliche Betreuung der Gläubigen ermöglichte.
Die Suche nach einer geeigneten Kirche erwies sich als schwieriges Unterfangen: Die Hälfte der Kirchen der Stadt sind Pfarrkirchen, während die übrigen täglich von den zahlreichen Ordensgemeinschaften für ihre Offizien genutzt werden. Nur eine Kirche der Stadt brach aus dieser Konstellation aus: die Basilika „Notre Dame“ mitten im Stadtzentrum, diese war als Spitalskirche niemals Pfarrkirche und auch keinem Orden zugeordnet.
Im Juni 2012 entschloss sich Bischof Charles Morerod, erst seit einigen Monaten im Amt, die Seelsorge an dieser Kirche der Priesterbruderschaft St. Petrus anzuvertrauen. Im Januar 2014 schließlich ernannte der Bischof den verantwortlichen Priester, P. Arnaud Evrat, zum Rektor dieser Marienkirche. Diese großzügige Geste ist ein bewegendes Zeichen für das Vertrauen, das die Diözese Fribourg der Gemeinschaft entgegenbringt und eine schöne Verwirklichung der Anliegen jener Gläubigen, die sich der überlieferten Liturgie verbunden fühlen und die teilweise seit über zwei Jahrzehnten unermüdlich für dieses Anliegen gearbeitet und gebetet haben.
Auch der Kirchenstiftung, der rechtlichen Eigentümerin des Gotteshauses, gebührt großer Dank: Sie hat mit ganzer Kraft den Erhalt der Kirche gefördert, über 30 Jahre lang bedeutende Mittel für die Renovierung des Gebäudes gesammelt und verfolgt sehr aufgeschlossen das neue Seelsorgskonzept.

Die Basilika liegt nur einen Steinwurf von der Kathedrale des Bistums entfernt. Sie wurde von 1201 bis 1255 als Gottesdienstort für das benachbarte Spital der Stadt errichtet. Im Verlauf des 15. und 18. Jahrhunderts erfolgten umfangreiche Renovierungs- und Umbauarbeiten an der Kirche. Zahlreiche Konfraternitäten waren im Laufe der Jahrhunderte in dieser Kirche beheimatet, die berühmteste von ihnen ist die Marianische Kongregation, die 1581 vom hl. Petrus Canisius gegründet wurde: Ihre Mitglieder versammeln sich bis heute monatlich, um durch das gemeinschaftliche Gebet und fromme Übungen ganz besonders die Verehrung der Muttergottes zu fördern.
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts rückten die Seelsorger der Liebfrauenkirche in den Rang von Kanonikern auf, die Kirche wurde in der Folge eine Kollegiatskirche mit eigenem Klerikerkapitel. Am 20. Juli affilierte Papst Benedikt XIII. die Kirche der päpstlichen Lateranbasilika in Rom. Am Ende des 18. Jahrhunderts stand noch einmal eine bedeutende Umbauphase an, seitdem präsentiert sich das Gotteshaus in seinem aktuellen Zustand, der von klassizistischen Stilelementen geprägt ist. Ihre ursprüngliche Bestimmung als Spitalskirche verlor die Kirche mehr und mehr, so dass das Gebäude 1884 in den Besitz der Diözese überging.

Obgleich die Liebfrauenkirche niemals Pfarrei war, hatte die Kirche, die der Unbefleckten Empfängnis der Gottesmutter geweiht ist, immer eine besondere Stellung im Frömmigkeitsleben der Stadt inne: Die besondere Verbundenheit der Freiburger mit diesem Marienheiligtum fand nicht zuletzt in den zahlreichen Kunstwerken ihren Ausdruck, die sie für die Kirche stifteten und die noch heute Bestandteil des Kirchenschatzes sind. Auf Grund ihrer herausragenden Bedeutung in historischer, künstlerischer und vor allem spiritueller Hinsicht bemühte sich in der Zwischenkriegszeit Marius Besson, der damalige Bischof von Lausanne, Genf und Freiburg, die Kirche vom Heiligen Vater in den Rang einer Basilika erheben zu lassen. Papst Pius XI. entsprach diesem Wunsch mit einem Breve vom 18. Mai 1932, dessen feierliche Verkündigung am 8. Dezember des gleichen Jahres erfolgte.
Seit September 2012 nun nimmt die Priesterbruderschaft St. Petrus die Seelsorge an der Basilika war: 11 heilige Messen pro Woche, tägliche Beichtgelegenheit, Rosenkranzgebet und das Gebet der Komplet gehören neben anderen Aktivitäten zum regelmäßigen geistlichen Programm – zur größeren Ehre Gottes und zum Heil der Seelen!