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Chartres sonne, Chartres t’appelle ...

Am 28. Juni weihte S.E. Marc Aillet, Bischof der Diözese Bayonne,
in der Kathedrale zu Chartres drei Priester für die Priesterbruderschaft St. Petrus
von P. Stefan Reiner FSSP

Am vergangenen Pfingstwochenende pilgerten tausende Menschen zur Kathedrale Notre- Dame in Chartres anlässlich der jährlichen Fußwallfahrt von Paris nach Chartres. Mit voller Inbrunst sangen sie dabei das Pilgerlied mit dem Refrain „Chartres sonne, Chartres t’appelle. Gloire honneur au Christ-Roi. – Chartres läutet, Chartres ruft Dich. Ruhm und Ehre sei Christus, dem König“. Es ist immer wieder bewegend mitzuerleben, wie diese vielen Pilger, vom anstrengenden Pilgermarsch gezeichnet, unter dem vollen Glockengeläut der Kathedrale und mit dem Pilgerlied auf den Lippen in tiefer Andacht dieses wunderbare Heiligtum in Chartres mit dem Schleier der Muttergottes, als dem Ziel ihrer Wallfahrt, betreten. Besonders für unsere französischen Seminaristen ist diese jährliche Wallfahrt ein wichtiges Gnadenereignis auf dem Weg ihrer besonderen Berufung zur Nachfolge Jesu Christi. Nur wenige Wochen nach dieser Wallfahrt läuteten die Glocken der Kathedrale erneut für die Bruderschaft und riefen zum Höhepunkt unseres Seminarjahres, zur Priesterweihe. In diesem Jahr ereilte dieser Ruf drei Diakone: Olivier de Nedde, Jean de Massia und Thibault Paris. Diakon Pierre de Montlaur, der vierte Weihekandidat, musste der Zeremonie aufgrund schwerer Krankheit fernbleiben.
Der Chorraum der Kathedrale erstrahlte, wie einige bereits schon zur Pfingstwallfahrt bestaunen konnten, in neuem Glanz. Die Renovierungsarbeiten haben dieser ehrwürdigen Kathedrale eine neue Schönheit und Erhabenheit verliehen. Inzwischen hat allerdings die Restaurierung des Hauptschiffes begonnen, so dass wir für die Weiheliturgie lediglich das Querschiff und den Chorraum benutzen konnten. Trotz dieser beengten Situation fasste die Kathedrale an diesem Tag immer noch rund 1.000 Menschen, darunter auch über 100 Priester und Seminaristen. S.E. Marc Aillet, Bischof der französischen Diözese Bayonne gab uns die Ehre, den drei Kandidaten die Weihe zu spenden. Bischof Aillet feierte bereits drei Wochen zuvor in dieser Kathedrale das feierliche Pontifikalamt zum Abschluss der eingangs erwähnten Pfingstwallfahrt und er folgte gern unserer erneuten Einladung, diese Weihezeremonie für uns vorzunehmen. Bischof Aillet ist 2008 von Papst Benedikt XVI. zum Bischof ernannt worden und hat schon an verschiedenen Orten Pontifikalämter in der außerordentlichen Form des römischen Ritus gefeiert.

In der Predigt, die in dieser Messe unmittelbar vor der Weihezeremonie gehalten wird, konnte man bemerken, wie sehr es Bischof Aillet am Herzen liegt, gute und heiligmäßige Priester in der Kirche zu haben. Priester, die ihr Amt nicht nur als Funktionär einer Institution ansehen, sondern ihr Priestertum als Lebenshingabe verstehen. Priester, die sich danach sehnen, ein vollkommenes und heiliges Instrument in den Händen Gottes zu sein und diese Lebensaufgabe mit Freude im Herzen erfüllen. Er ermahnte die Kandidaten, die bedeutenden Psalmworte, die jeder Priester täglich in der Komplet betet, ernst zu nehmen: „In manus tuas, Domine, commendo spiritum meum. – In Deine Hände, Herr, empfehle ich meinen Geist.“ Und er führte ihnen die Messtexte des Tagesfestes vor Augen, nämlich des Vigiltages des Hochfestes Peter und Paul. Es traf sich nämlich in diesem Jahr sehr schön, dass die Priesterweihe am Vigiltag des für unsere Bruderschaft so bedeutenden Festes gehalten werden konnte, dem Fest unseres Patrons, des hl. Apostels Petrus. In der Epistel dieses Vigiltages wird von der Begebenheit aus der Apostelgeschichte berichtet, als Petrus und Johannes vor dem Tempel einen Lahmen antrafen, der dort um Almosen bettelte. Petrus sprach zu ihm die bedeutenden Worte: „Silber und Gold habe ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi von Nazareth steh auf und wandle. Zugleich fasste er ihn bei der rechten Hand und richtete ihn auf.“ (Apg 3,6)

Mit diesen Worten aus der Lesung erinnerte Bischof Aillet die Kandidaten daran, für welchen Dienst sie berufen sind, nämlich im Namen Jesu Christi den Menschen Heil und Segen zu bringen. Die Hände des Menschen seien der Sitz seines Handelns und Agierens, und die Hände des Priesters werden gesalbt, auf dass ihr Handeln und Agieren zum Segen werde für die Menschen. Gemäß dem zuvor erwähnten Psalmwort soll der Priester seinen Geist in die Hände Gottes befehlen. Denn die Hände Gottes sind die eigentlich agierenden, und der Priester stellt seine gesalbten Hände ganz und gar in den Dienst des barmherzig handelnden Gottes. So entstehe eine enge Verbindung zwischen Gott und den Priestern, welcher jeder Priester durch sein Streben nach Heiligkeit und seinen pastoralen Eifer gerecht werden soll. Gott schenkt den Priestern sein Vertrauen, und er spricht zu ihnen die bewegenden Worte, die auch am Ende der Weiheliturgie feierlich gesungen werden: „Iam non dicam vos servos, sed amicos meos – Ich nenne euch nun nicht mehr Knechte, sondern meine Freunde, weil ihr alles erkannt habt, was ich in Eurer Mitte vollbracht habe.“ (vgl. Joh 15,15) So bitte ich Sie schließlich, unsere Neupriester im Gebet zu begleiten, dass diese ihre große Berufung täglich immer besser erkennen und ihre gesalbten Hände, wie Bischof Aillet die Kandidaten ermahnte, unablässig tätig seien für das Heil der Seelen und zur größeren Ehre Gottes. Die drei Neupriester werden in wenigen Wochen ihre ersten pastoralen Dienste in der Bruderschaft übernehmen und bestimmt auch in den kommenden Jahren wieder an der großen Pfingstwallfahrt nach Chartres teilnehmen und mehr noch als viele andere mit großer Freude im Herzen singen können: „Chartres sonne, Chartres t’appelle ...“